Architekten

Karl Ehn   Engelbert Mang   Leopold Simony   H. Stöhr   Franz Wiesmann  

Die Architekten der MA22

Die Familienasyle wurden von Architekten des Wiener Bauamtes geplant. Unter den Planern sind zwei Otto Wagner-Schüler: Karl Ehn und Engelbert Mang.

Franz Wiesmann, ein noch zu entdeckender Wohnbauplaner, zeichnet für zwei Familienasyle verantwortlich. Der sozial sehr engagierte Franz Simony gilt als einer der Vorreiter des Wiener Sozialen Wohnbaues. H. Stöhr ist lediglich als Planverfasser für das Familienasyl St. Richard bekannt.


Karl Ehn

Geboren am 1. 11. 1884 in Wien, gestorben am 26. 7. 1957 in Wien.
Nach dem Besuch der Staatsgewerbeschule lernte er drei Jahre (1904-07) in der Klasse von Otto Wagner, um von 1908 an kontinuierlich bis in die Zweite Republik als Architekt im Stadtbauamt, speziell im Bereich des kommunalen Wohnbaus, tätig zu sein. Seine Bauten nach 1945 haben geringere Bedeutung. Eine umfassende Aufarbeitung seines Schaffens ist noch ausständig.

Ausgewählte Bauten:

1923
Siedlung "Hermeswiese", 1130 Wien, Hermesstrasse
Eine an englischen Gartensiedlungen orientierte Anlage mit besonderer Aufmerksamkeit für die Freiräume.

1924-1925
Wohnhausanlage "Lindenhof", 1180 Wien, Kreuzgasse 78-80
Die Anlage mit 318 Wohneinheiten ist auf drei Ebenen angeordnet, die jeweils durch gekonnt inszenierte freistehende Einbauten gegliedert werden.

1925-1927
Wohnhausanlage "Bebelhof", 1120 Wien, Steinbauergasse 25-27
Ein kraftvolle und repräsentativer Solitärbau (301 Wohneinheiten) mit betonten Eckausbildungen umschliesst den gut durchgearbeiteten zentralen Hof. Städtebaulich gelungen erscheint die Ausbildung einer Ladenzeile mit darüberliegenden Terrassen.

1927-1930
Wohnhausanlage "Karl Marx-Hof", 1190 Wien, Heiligenstädterstrasse
Der ca. 1km lange und mit 1325 Wohnungen zwar nicht grösste, jedoch symbolträchtigste Gemeindebau erhielt durch seine Rolle in den Februarkämpfen von 1934 eine Erhöhung, wozu die Monumentalität der Fassaden einen zusätzlichen Beitrag leistet. Sicherlich der Höhepunkt im Werk von Ehn.

1932
Wohnhausanlage "Adelheid Popp-Hof", 1160 Wien, Herbststrasse 99
Die schlichte Blockrandbebauung wird lediglich durch abgerundete Balkone akzentuiert.

1937
Familienasyl "St. Elisabeth", 1160 Wien, Wiesberggasse 6b
Der offenkundige Zwang zur Sparsamkeit wird durch die Fassadengliederung fast schon zur Tugend. Die Grundrisse unterstützen diesen Eindruck.


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Engelbert Mang

Engelbert Mang ist Otto Wagner-Schüler. Als Planer des Stadtbauamtes ist er für er eine Reihe von Wohnbauten verantwortlich, die allesamt eine sympathische Nüchternheit auszeichnet.

Ausgewählte Bauten:

1923
Wohnhausanlage "Viktor Adler-Hof", 1100 Wien, Triester Strasse 57-65

1925-1926
Wohnhausanlage "Widholz-Hof", 1110 Wien, Herderplatz 9
Die geschwungene Fassade und die hofartige Anlage zeugen von einer städtebaulich ausgewogenen Anlage, die durch Brunnen und Portalzone zusätzlich aufgewertet ist.

1928-1929
Wohnhausanlage "Fröhlich-Hof", 1120 Wien, Malfattigasse 1-5
Der nach Aussen hermetische Block öffnet sich zum grossen Gartenhof mit horizontalen Loggienbändern. Markant sind die städtebaulich akzentuierten Ecklösungen.


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Leopold Simony

Geboren 1859, gestorben 1929.
Der Architekt gilt als Vorreiter des Arbeiterwohnbaues und konnte, zusammen mit Theodor Bach eines der wichtigsten Wohnbauprojekte in der Monarchie realisieren. Auch im Industriebau hat er interessante Beiträge geliefert.

Ausgewählte Bauten:

1898-1901
"Jubiläumshäuser", 1160 Wien, Wernhardtstrasse 1-15
Nach einem Wettbewerb wurde die Anlage mit 392 Wohnungen mit Innen-WCs errichtet. Die Blockrandbebauung um einen grossen Innenhof ist mit sozialen Folgeeinrichtungen ausgestattet und gilt zurecht als Vorläufer des Wiener Gemeindebaues.

1902-1903
Amtshaus 1010 Wien, Dr. Karl Lueger Platz 5
Grosstädtische Lösung mit Platzfassade

1903-1904
Verlagsgebäude Schroll, 1050 Wien, Arbeitergasse 1-7
Komplizierte Vorgaben implizierten den ausgeführten Z-förmigen Grundriss. Die Anlage ist auch durch den Einsatz der verwendeten Materialien erwähnenswert.

1927-1928
Wohnhausanlage "Simony-Hof", Koppreitergasse 8-10
Die Randbebauung um einen grossen Gartenhof erhält eine Akzentuierung durch die betonte Torsituation zur gegenüberliegenden Remise.

1934
Familienasyl "St. Leopold", 1200 Wien, Wehlistrasse 32-36
Die Anlage geht auf einen früheren Entwurf von Leopold Simony aus dem Jahre 1914 zurück. Die Einreichpläne sind mit Otto Felix Schlossberger unterfertigt und nur in den Grundrissen geringfügig adaptiert.


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H. Stöhr

Der Planer des Familienasyles St. Richard hat nach bisherigen Recherchen keine weiteren Spuren hinterlassen.

1935
Familienasyl "St. Richard", 1050 Wien, Siebenbrunnengasse 76-78
Die Blockrandbebauung flankiert die Herz Jesu-Kirche in der Einsiedlergasse und bildet zur Siebenbrunnengasse eine wandartige Fassade aus. Städtebaulich gelungen ist der Anschluss an die benachbarte höhere Bebauung.


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Franz Wiesmann

Franz Wiesmann ist einer der talentiertesten Wohnbauarchitekten des Stadtbauamtes. Seine zurückhaltenden und manchmal überraschenden Lösungen sind sowohl von einer städtebaulichen Sorgfalt wie auch einer detailsicheren Ausführung gekennzeichnet. Er hat zwei Familienasyle geplant.

Ausgewählte Bauten:

1898-1901
Wohnhausanlage "Josef Scheu-Hof", 1100 Wien, Herderplatz 8
Die Blockrandbebauung um einen grossen Innenhof überrascht durch das Zurücktreten der Mittelrisalite.

1927
Wohnhausanlage 1160 Wien, Brüsslgasse 34
Die Einbindung der Anlage in die bestehende Stadtstruktur wie auch die Fassadenausbildung sind schlüssig. Besonderes Augenmerk wurde auf die Hofgestaltung gelegt.

1929
Wohnhaus 1160 Wien, Thalhaimergasse 34


1931
Wohnhaus 1180 Wien, Höhnegasse 7-8
Die präzise rhythmisierte Fassade folgt dem ansteigenden Strassenverlauf.

1935-1936
Familienasyl "St. Josef", 1100 Wien, Ettenreichgasse 42-44
Die Anlage bildet mit zwei Wohnhöfen und den akzentuierten Ecken eine kompakte städtebauliche Form

1935-1936
Familienasyl "St. Engelbert", 1150 Wien, Tautenhayngasse 28
Die prägnante Kopfausbildung akzentuiert die gut proportionierte Anlage um einem zentralen Wohnhof. Die Grundrisse sind präzise durchgearbeitet.


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